Südwestfälische Großbrauerei aus Arbeitgeberverbänden ausgetretenTarifflucht bei Warsteiner

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Großbrauerei verabschiedet sich von Tarif-Standards: Die Gewerkschaft NGG übt scharfe Kritik an der Entscheidung der Warsteiner-Brauerei, aus dem Arbeitgeberverband auszutreten. „Am Freitag (25. Juni) hat Warsteiner mitgeteilt, die Mitgliedschaft im Brauereiverband NRW und dem Arbeitgeberverband der Ernährungsindustrie bis Ende des Jahres aufzukündigen. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, denen nun Einschnitte bei Löhnen und Arbeitsbedingungen bevorstehen“, sagt Mohamed Boudih, Landesvorsitzender der NGG Nordrhein-Westfalen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für die Brauereien komme es auf konstruktive Lösungen der Sozialpartner an. Im Gegensatz zu anderen NRW-Großunternehmen wie Krombacher und Veltins setze Warsteiner auf Tarifflucht – und riskiere damit die Attraktivität als Arbeitgeber, kritisiert der Gewerkschafter.

 

Jüngst hatten sich die Sieger- und Sauerländer sowie die Rheinisch-Westfälischen Brauereien gemeinsam mit der NGG auf einen Tarifabschluss geeinigt. Dieser sieht eine Corona-Prämie von 750 Euro in diesem und ein Lohn-Plus von 2,4 Prozent im kommenden Jahr vor. „Warsteiner hat bereits deutlich gemacht, diese Lohnerhöhung nicht zahlen zu wollen. Mit dem jetzigen Austritt aus der Tarifpartnerschaft isoliert sich die südwestfälische Brauerei weiter von der Konkurrenz“, so Boudih. Von der Entscheidung seien nicht nur die 640 Beschäftigten am Stammsitz der Brauerei im Kreis Soest betroffen. Auch die 100 Mitarbeiter der Paderborner Brauerei, die ebenfalls zu Warsteiner gehört, gingen leer aus. Weiteren 140 Beschäftigten bei Herforder Brauerei und der Düsseldorfer Privatbrauerei Frankenheim bleibe künftig ebenfalls eine tarifliche Bezahlung verwehrt. Beide Brauereien wollten laut Warsteiner zwar im Arbeitgeberverband bleiben, lehnten jedoch eine Mitgliedschaft mit Tarifbindung ab.

Die Gewerkschaft NGG wird sich nun gemeinsam mit Betriebsräten an allen Warsteiner-Standorten für einen neuen Tarifvertrag einzusetzen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass allein die Beschäftigten bei Warsteiner Abstriche machen müssen, während Brauerei-Angestellte in ganz Nordrhein-Westfalen mehr Geld bekommen“, unterstreicht Landeschef Boudih. Die Gewerkschaft sei sich der schwierigen Lage vieler Brauereien bewusst, die von der Corona-Pandemie gerade durch Einbußen beim Fassbiergeschäft getroffen seien. Deshalb habe man in der zurückliegenden Tarifrunde moderate Forderungen aufgestellt. „Bislang war es Usus, am Verhandlungstisch zu Kompromissen zu finden. Dass Warsteiner diese Bereitschaft nun aufgibt, ist ein fatales Signal“, so Boudih weiter.