Quo Vadis 2023Volle Hütte in Hattingen

Volle Hütte - im wahrsten Sinne des Wortes: Isabell Mura und Mohamed Boudih eröffneten eine bis auf den letzten Platz ausgebuchte Jahrestagung der NGG.NRW. Über 100 Betriebsrät*innen kamen aus ganz NRW in die Henrichshütte nach Hattingen. Mohamed, Landesbezirksvorsitzender der NGG.NRW und Isabell, stellvertretende Landesvorsitzende, umrissen das Tagungsprogramm und begrüßten die Teilnehmenden. 

Isabell ging auf den Equal Pay Day ein und erläuterte die Bedeutung der betrieblichen Lohngestaltung - auch und gerade für die gerechte Bezahlung von Männern und Frauen. Sie skizzierte gute Beispiele diskriminierungsfreier Lohngestaltung. So zum Beispiel im Hotel- und Gaststättengewerbe in NRW, wo der Entgelttarifvertrag erstmals völlig diskriminierungsfrei ist. Im Bäckerhandwerk konnte die Lohnlücke zumindest etwas geschlossen werden. "Es gibt aber noch viel zu tun. Wir können nicht ruhen, bis diese Lohnlücken geschlossen und mehr Fairness zwischen den Geschlechtern herrscht", sagte Isabell. Noch immer müssen Frauen erst den gerichtlichen Weg gehen, um zu ihrem Recht zu kommen. Das Thema betriebliche Lohngestaltung, Digitalsierung und Entgeltgleichheit standen bei der Tagung am Vormittag auf dem Progrramm.

Mohamed sprach über den Reformstau im Betriebsverfassungsgesetz. "Die letzte große Reform ist über 50 Jahre her. Damals galt das Faxgerät noch als Zukunftstechnologie. Eine Modernisierung und eine Stärkung der betrieblichen Mitbestimmung sind überfällig", sagte er. Dass dies so ist, zeigen zahlreiche Beispiele aus der Praxis. Mohamed erläuterte, wie leicht Arbeitgeber die Wahl und die Arbeit von Betriebsräten behindern können. "Nicht selten ist die Mitbestimmung ein stumpfes Schwert geworden." Die Reform der Betriebsverfassung war bei der Tagung in Hattingen ein Schwerpunkt am Nachmittag.

Die Veranstaltung in Hattingen war bereits die 23. Tagung aus Reihe "Quo Vadis" der NGG.NRW. Die Henrichshütte gab eine prächtige Industriekulisse ab. Die Anlage aus dem 19. Jahrhundert beherbergt den ältesten Hochofen im Revier. Er ist 80 Jahre alt und  55 Meter hoch. Zur Blütezeit arbeiteten hier 10.000 Menschen. Heute ist die Anlage ein Museum, das jedes Jahr tausende Besucher*innen begrüßt. Die Teilnehmenden von Quo Vadis konnten nach der Tagung an einer kostenlosen Führung teilnehmen.