"Wir haben die Schnauze gestrichen voll"
Erstmals werden die Beschäftigten der Schloss-Quelle Mellis einen Betriebsrat wählen. Mit Unterstützung der Gewerkschaft NGG sind jetzt erste Schritte dazu eingeleitet worden. Nachdem eine Wahlversammlung vom Ordnungsamt untersagt wurde, wird jetzt die Einsetzung eines Wahlvorstands durch das Arbeitsgericht beantragt.
„Wir haben die Schnauze gestrichen voll“, „Miese Löhne, im Sommer glühend heiß und im Winter eisig kalt, die Kabinen der Stapler sind seit Jahren ohne Türen, Schutzkleidung von der billigsten Sorte und Arbeitszeiten, die kaum zu schaffen sind“ – So beschreiben viele der KollegInnen aus dem Betrieb Schloss-Quelle Mellis in Mühlheim und Essen ihre aktuellen Arbeitsbedingungen. Tariflöhne gibt es nicht und eine wirksame Vertretung der Kolleginnen und Kollegen durch einen Betriebsrat natürlich auch nicht.
Nach mehr als 15 Jahren haben sich die gewählten „Mitarbeiter-Sprecher“ nun entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie wollen endlich ihre verbrieften Rechte wahrnehmen und als ersten Schritt dazu einen Betriebsrat wählen.
Doch das Unternehmen sieht die Sache völlig anders. „Wir verstehen nicht, warum die Mitarbeiter mit den vorhandenen Mitarbeiter-Sprechern nicht mehr zufrieden sind“ so ein Vertreter der Betriebsleitung gegenüber der Gewerkschaft NGG.
Dabei ist die Antwort auf diese Frage sehr einfach: Hat das Unternehmen doch einem der Mitarbeiter erst kürzlich die Kündigung auf den Tisch gelegt. Er sei angeblich zu oft krank. Wer so mit der Mitarbeitervertretung umgeht, der sollte sich nicht wundern, dass die sich überlegen, wie sie sich besser vor solcher Willkür schützen können.
Am 16.03.2021 sollte nun die Betriebsversammlung zur Wahl des Wahlvorstandes im Betrieb abgehalten werden. Das war und ist gar nicht im Sinne des Unternehmens. Sie würden gerne bis zum Ende der Pandemie damit warten. Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass bis dahin das Interesse der Kolleginnen und Kollegen an einer demokratischen Wahl nachgelassen hat oder man die aktiven Kollegen ausreichend unter Druck gesetzt hat.
Nun wird ständig betont, dass die Betriebsleitung gar nichts gegen einen Betriebsrat hätte, nur nicht gerade jetzt. Das aber wollen die Kollegen und die sie unterstützenden Gewerkschaftssekretäre aus der NGG-Region Ruhrgebiet, Andreas Singendonk und Adnan Kandemir nicht zulassen. Der Betriebsrat wird dann gewählt, wenn es der Belegschaft gefällt – und nicht, wenn es der Betriebsleitung gerade ins Programm passt.
Nachdem die Betriebsleitung die Anzahl der in Betrieb beschäftigten Kollegen von ca. 250 künstlich auf 450 aufgeblasen hat, indem sie vermutlich Beschäftigte anderer Firmen dazugezählt hat, war es leider nicht möglich, die Betriebsversammlung unter den aktuellen Pandemiebedingungen ordnungsgemäß durchzuführen. Die Stadt Mühlheim hat daher die Veranstaltung untersagt. Nunmehr wird geprüft, ob der Wahlvorstand durch das zuständige Arbeitsgericht eingesetzt werden kann.
Die NGG informierte gemeinsam mit aktiven Mitgliedern vor den Werkstoren der Firma Schloss-Quelle Mellis mit Flugblättern über diese Vorgehensweise. Dabei hat es eine ganze Reihe sehr interessanter Gespräche gegeben und viele Kollegen konnten zusätzlich von der guten Sache überzeugt werden. In den letzten Monaten ist der Zulauf zur NGG anhaltend groß.