Hiobsbotschaft für Hamm: Der Coca-Cola-Konzern will seinen Standort Hamm bis zum Jahresende schließen. Mehr als jedem zweiten Beschäftigten droht der Job-Verlust. „Nach mehr als zwei Jahren Pandemie, in denen ein Teil der Beschäftigten in Kurzarbeit war und gerade wieder durchstarten wollte, ist die Entscheidung ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter“, kritisiert Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG-Region Südwestfalen.
Während der Mutterkonzern Coca-Cola Europacific Partners (CCEP) seinen Aktionären großzügige Dividenden zahlt, stehen nun die Existenzen von 44 Menschen in Hamm auf dem Spiel. Weitere 39 Beschäftigte sollen an die Standorte Herten und Köln wechseln. Zusammen mit dem Betriebsrat wird sich die NGG jetzt für sozial verträgliche Lösungen stark machen. Dazu zählen ein Sozialplan mit soliden Abfindungen und Angebote für die Weiterbeschäftigung insbesondere jüngerer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Pietro Peters, Betriebsratsvorsitzender in Hamm, spricht von „groben Managementfehlern“. „Coca-Cola will die sogenannte Vending-Sparte des Konzerns deutschlandweit plattmachen. Dazu das Geschäft mit Kaltgetränk-, Snack- und Kaffeeautomaten. Statt eine Zukunft des langjährig profitablen Geschäftszweigs innerhalb des Mutterunternehmens zu suchen, werden nun bundesweit 400 Beschäftigte vor die Tür gesetzt.“ Die 44 Stellen, die in Hamm wegfallen sollen, beträfen auch den gesamten Bereich des technischen Services („Cold Drinks Operation“).
Nach Beobachtung des Betriebsrats seien die Chefetagen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. „Ein Unternehmen ist aber nicht dadurch gesund aufgestellt, dass man Top-Gehälter im Management zahlt und einen Wasserkopf aufbaut, aber gleichzeitig bei den Beschäftigten in der Technik und im Außendienst spart“, so Peters.
Gewerkschaft und Betriebsrat rufen Coca-Cola dazu auf, jetzt in konstruktive Verhandlungen einzutreten, um die Folgen des Arbeitsplatzabbaus für die Betroffenen abzumildern. Im Rahmen des sogenannten „Tarifvertrags Struktur“ gehe es jetzt darum, den Beschäftigten die Möglichkeit anzubieten, zu fairen Konditionen an andere Standorte wie Herten oder Köln zu wechseln. „Herten hat für die Betroffenen aus Hamm natürlich Vorrang. Die Fahrerei ins ferne Köln ist eine Zumutung und ein Umzug gerade für Familien nicht immer machbar“, betont Betriebsrat Peters.
Der Job-Kahlschlag in Hamm ist Teil eines größeren Personalabbaus beim Getränkekonzern. Deutschlandweit sollen bis 2024 rund 400 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Damit schrumpft Coca-Cola Deutschland von einstmals über 12.000 Beschäftigten um etwa die Hälfte. Und das nicht etwa wegen schlechter Geschäfte. Im Gegenteil. Seit Jahrzehnten steigert die Coca-Cola Company die Profite immer wieder aufs Neue.