Bund und Länder haben am 28. Oktober erneute Schließungen im Gastgewerbe beschlossen. Restaurants und Gaststätten sollen ab 2. November komplett schließen. Lediglich der Außer-Haus-Service ist erlaubt. Touristische Übernachtungen sind untersagt. Die NGG.NRW kritisiert die Maßnahmen und warnt vor massiven Folgen für die Gastronomie in Nordrhein-Westfalen.
„Die Schließung von Restaurants und Gaststätten ist pauschal und falsch. Zahlen des Robert Koch-Instituts zeigen, dass Gaststätten und Restaurants zuletzt keine Infektionsherde waren – im Gegensatz etwa zu privaten Feiern“, so NGG-Landesvorsitzender Mohamed Boudih. Die Politik habe nicht differenziert. Es gebe einen Unterschied zwischen Bars, Kneipen und Diskotheken auf der einen Seite – und Speisegaststätten und Restaurants auf der anderen Seite. „Wenn etwa der Stammitaliener die Abstands- und Hygienevorschriften strikt einhält, dann ist das Infektionsrisiko sehr gering. Anders kann es in Fußballkneipen aussehen, in der sich samstags Fans beim Bier treffen“, unterstreicht Boudih.
Einen erneuten Lockdown für das gesamte Gastgewerbe könnten viele der landesweit rund 28.000 Betriebe mit ihren mehr als 330.000 Beschäftigten nicht verkraften. „Niemand will, dass Gaststätten wie in Ischgl zum Corona-Hotspot werden. Aber die Politik muss abwägen, wo Schließungen wirklich Sinn machen. Es darf keine ganze Branche pauschal geopfert werden“, so die NGG. Boudih verweist auf die langfristigen Folgen. Wenn ein Großteil der Gastronomiebetriebe pleitegehe, dann seien viele Arbeitsplätze in Gefahr und auch die Innenstädte veränderten sich. Diese litten bereits unter der Krise im Einzelhandel.
Mit der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, Soforthilfen sowie der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes hätten Bund und Länder dem Gastgewerbe zwar bereits geholfen. „Doch die Mittel werden nicht ausreichen, damit die Branche den Winter übersteht. Hier muss deutlich nachgelegt werden. Andernfalls drohen ein Gastro-Sterben und eine Entlassungswelle historischen Ausmaßes“, so Boudih weiter.
Die für November angekündigten Soforthilfen in Höhe von 75% des Umsatze des Vorjahresmonats werden nach Einschätzung der NGG.NRW nicht ausreichen. „Denn sie leiden bereits unter dramatischen Verlusten, die sich seit März aufgehäuft haben. Zudem wird es selbst nach optimistischen Annahmen erneut viele Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, bis die Branche nach Wiederöffnung Fuß fassen kann. Ein Massensterben von Restaurants, Bars und Kneipen wird nicht nur den Verlust vieler Arbeitsplätze nach sich ziehen, sondern auch die Innenstädte in NRW verändern. Deshalb müssen Bund und Länder nachlegen, um der Branche zu helfen, die nächsten Monate zu überstehen“, so Boudih.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) ging Ende Oktober in einem aktuellen Lagebericht davon aus, dass Speisegaststätten „keine Treiber der Pandemie“ sind. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll das RKI darüber auch Kanzlerin Merkel und die Chefs der Staatskanzleien in den Ländern informiert haben.