Wegen Äußerungen zu Corona-Fällen bei TönniesEine Entschuldigung ist fällig

Düsseldorf, 18. Juni 2020. Die NGG.NRW kritisiert Ministerpräsident Armin Laschet und fordert eine Entschuldigung. Laschet hatte sich zu der Ausbreitung des Corona-Virus in der Fleischfabrik von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück geäußert und gesagt, der Virus-Ausbruch bei Tönnies sage nichts über die bisherigen Lockerungen aus, „weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt“. Die NGG.NRW fordert den Ministerpräsidenten auf, sich bei den Beschäftigten zu entschuldigen. Ein entsprechendes Schreiben wurde an die Staatskanzlei verschickt.

Dazu erklärt Mohamed Boudih, Landesbezirksvorsitzender der NGG in NRW:

„Die Aussage, die osteuropäischen Beschäftigten hätten das Virus nach Deutschland gebracht, diskriminiert jene Menschen, die unter skandalösen Umständen die Versorgung der Bevölkerung von NRW und Deutschland mit Fleisch sicherstellen. Im Lichte der aktuell völlig zurecht geführten Debatte um Rassismus und Diskriminierung in Deutschland und der Welt sind diese Worte aus dem Mund eines Ministerpräsidenten schlicht beschämend und eine empörende Schuldumkehr. Diese Menschen ‚reisen‘ nicht ein. Sie werden nach Deutschland gebracht, um hier unter schwersten, nicht selten menschenunwürdigen Bedingungen und zu schlechten Löhnen zu arbeiten. Das Werkvertragssystem ist ein Instrument der Ausbeutung.

Als Gewerkschaft fordern wir die Politik seit vielen Jahren auf, die Zustände in der Fleischindustrie zu verändern. Die zuständigen Behörden, die schließlich der Landesregierung unterstellt sind, müssen sich fragen, ob sie aus den Vorkommnissen bei Westfleisch die richtigen Schlüsse gezogen haben. Stattdessen wurde zugelassen, dass Tönnies ein eigenes ‚Corona-Test-Zentrum‘ betreiben und wochenlang damit prahlen konnte, angeblich nur wenige Infektionen festgestellt zu haben.“